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Warum Bargeld in Krisenzeiten unverzichtbar ist
Von Peter Haisenko
Spätestens mit der Lehman-Pleite 2008 wurde sichtbar, auf welch tönernen Füßen das Weltfinanzsystem steht. Die meisten westlichen Staaten können ihre Schulden niemals begleichen und so ist der totale Zusammenbruch unausweichlich. Noch wird er mit weiteren Schulden hinausgezögert. Wie können wir überleben, wenn er tatsächlich eintrifft?
Ich stelle an den Anfang meiner Überlegungen eine Frage: Was würde von dieser Erde verschwinden, wenn über Nacht alle Schulden und Guthaben annulliert würden? Die Antwort ist einfach: Kein reales Gut. Eigentlich nichts lebenswichtiges. Das Getreide wird unbeeindruckt weiter wachsen und auch die Kühe werden weiter Milch geben. An dieser Stelle wird erkennbar, wo die Schwerpunkte nach einem Zusammenbruch liegen werden. Es wird zunächst um das nackte Überleben gehen. Sekundär wird der Welthandel neu aufgestellt werden müssen. Aber dafür kann man sich Zeit nehmen und damit steht die nächste Frage im Raum: Was würde geschehen, wenn ein oder zwei Jahre beispielsweise kein Auto produziert wird? Auch nichts, denn es gibt sowieso schon genügend Autos.
Was wird aber den großen Zusammenbruch auslösen? Es wird der US-Dollar sein, der wegen des enormen Schuldenstands und des Außenhandelsdefizits der USA nicht mehr als Zahlungsmittel für gelieferte Waren akzeptiert wird. Am 9. Juni 2024 hat der US-Dollar seine Attraktivität verloren. Saudi-Arabien hat den Vertrag nicht verlängert, der es verpflichtete, Öl nur gegen Dollar zu verkaufen. Damit ist der sogenannte Petro-Dollar am Ende und der Petro-Dollar war der einzige Grund, warum US-Dollar gefragt waren, nachdem er seit 1971 nicht mehr mit Gold gedeckt ist. Verliert der US-Dollar aber massiv an Wert, gehen alle, ja alle, Bilanzen der internationalen Finanzinstitute den Bach runter. Die unausweichliche Folge wird sein, dass kein einziges elektronisches Zahlungssystem mehr funktionsfähig ist. Mindestens der Euro wird dem Folgen. Welthandel wie bisher wird nicht mehr möglich sein und so ist es sinnvoll, die weiteren Betrachtungen mit dem möglichen Extremfall durchzuführen, dass in der Folge tatsächlich alle Schulden und Guthaben wertlos, also faktisch annulliert werden.
Und wann könnte dieser Fall eintreten? Ich bin kein Hellseher und so gehe ich davon aus, dass das noch in diesem Jahr der Fall sein könnte oder aber spätestens innerhalb der nächsten drei Jahre. Schließlich arbeitet der Westen intensiv daran, das Vertrauen in den Dollar zu zerstören. Mit dem „Einfrieren“ oder besser dem Raub von Dollarguthaben von Staaten, die „bestraft“ werden sollen. Oder gar geraubte Guthaben an Länder zu geben, die Ukraine, die Krieg gegen Russland führen. Wer wird also in Zukunft noch so dumm sein, Guthaben in US-Dollar anzulegen, die dann nach Belieben „eingefroren“ werden können. Auch nach dem schmählichen Abzug der USA aus Afghanistan haben die USA einfach sieben Milliarden afghanischen Vermögens „eingefroren“.
2024 ist nicht 1929
Ein Zusammenbruch in heutiger Zeit ist mit der großen Krise von 1929 nicht vergleichbar. Damals herrschte permanenter Mangel, während wir heute nahezu überall Überfluss haben. So geht es nach einem Zusammenbruch vor allem darum, diesen Überfluss weiter an die Menschen zu verteilen. Die Lebensmittel müssen zu den Menschen kommen. Und zwar ohne Verzögerung, denn zum Beispiel die Meiereien müssen die Milch kontinuierlich verarbeiten und an die Menschen weiter reichen. Aber wie soll das gehen, wenn alles virtuelle Geld wertlos, quasi annulliert ist? Eines sollte klar sein: Ohne Zwangswirtschaft wird es nicht gehen. Doch was würde Zwangswirtschaft in dieser Konstellation bedeuten? Primär muss sichergestellt werden, dass niemand verhungern muss. Das heißt, die Lebensmittelversorgung muss absoluten Vorrang genießen.
Dann kommt das Verteilungssystem. Wer darf wann was und wieviel einkaufen und wie soll bezahlt werden? Hamsterkäufe müssen verhindert werden, denn die erzeugen Mangel, wo es eigentlich keinen gibt. Erinnern wir uns da an Corona und das Klopapier. Aber soll man da Polizisten oder Soldaten vor den Supermärkten aufstellen, die kontrollieren oder gar darüber bestimmen, was man aus den Märkten tragen darf? Das klingt nicht gut. Gibt es eine Alternative? Dazu muss man zunächst betrachten, welcher Wert dann Geld zugeordnet wird und welche Form von Geld noch akzeptiert werden kann. Schließlich ist Geld das Tauschmittel, das wir für jeden Einkauf brauchen. Praktisch gesehen gibt es keinen Grund, die landesinterne Wertigkeit von Geld zu ändern. Aber mit welchem Geld soll eingekauft und bezahlt werden, wenn alles virtuelle Geld annulliert ist? Mit virtuellem Geld meine ich alles Geld, das nur in Form von Bits und Bytes in den Komputern dann eben nicht mehr existiert.
Bargeld verschwindet nicht
Damit bin ich zurück bei dem angenommenen Zustand, dass nichts außer diesem virtuellen Geld vom Antlitz der Erde verschwunden ist. Das physisch greifbare Bargeld ist davon nicht betroffen und das ist ausreichend in der Menge, alle tagesnotwendigen Geschäfte zu tätigen. Wenn das Finanzsystem zusammengebrochen ist, gibt es auch keine Banken mehr, die eine regelgerechte Bilanz vorweisen können. Die sind im Prinzip alle pleite, aber ihre Filialen existieren noch ebenso, wie die Angestellten arbeitsfähig sind. Das heißt, sie können auch in einer Zwangswirtschaft Aufgaben übernehmen. Auch diese Banken verfügen noch über Bargeldbestände, so, wie Privatleute auch noch welches haben. Letztere verfügen zumeist über ausreichend Bargeld, um für die nähere Zeit Lebensmittel bezahlen zu können. Und schon sieht man, dass nur mit dem vorhandenen Bargeld ein rudimentärer Wirtschaftsverkehr aufrecht erhalten werden kann.
Nach dem Zusammenbruch des Finanzsystems werden für eine Übergangszeit keine Mieten mehr bezahlt werden können. Genauso wenig wie Steuern oder sonstige Abgaben. Auch sämtliche Zinszahlungen wird es nicht mehr geben. Wie gesagt, für eine Übergangszeit, bis wieder ein ordentliches System etabliert worden ist. Das aber heißt, dass der Geldbedarf zum Überleben überschaubar klein geworden ist. Jeder kann überleben, das heißt Essen kaufen, mit Bargeld in etwa der Höhe des Bürgergelds. Das heißt, dass der Geldumlauf im Bereich der Lebensmittel funktionsfähig erhalten bleibt. Ausgenommen wahrscheinlich importierte Nahrungsmittel und damit müssen wir den internationalen Warenaustausch betrachten.
Auch Bananen wachsen einfach weiter
Hier gilt dasselbe wie oben angeführt. Auch Bananen, Kaffee und andere Naturprodukte werden unbeeindruckt vom Zustand des Finanzsystems einfach weiter wachsen. Das heißt, es muss dafür gesorgt werden, dass diese Produkte an die Verbraucher gebracht werden können. In diesem Sinn wird es eine globale Zwangswirtschaft geben müssen. Hierzu sollten wir nicht vergessen, dass alle notwendigen Transportmittel weiterhin existieren. Das wiederum heißt, dass der Warenaustausch grundsätzlich möglich ist. Es gibt nur ein Problem bei der Verrechnung. Aber ist das in Zeiten eines globalen Finanznotstands noch wichtig? Schließlich geht es um das Überleben der Menschheit. Sollte es da nicht möglich sein, für einen begrenzten Zeitraum den internationalen Warenaustausch einfach weiter laufen zu lassen, ohne Rücksicht auf Bezahlungen?
Doch wie sieht es aus mit anderen lebenswichtigen Versorgungsgütern? Zum Beispiel Wasser und Energie. Also Strom, Gas und Öl. In der Chaosphase werden private Autofahrten weitgehend zum erliegen kommen. Das heißt, der Ölverbrauch wird drastisch sinken. Auch der Produktionssektor wird vorübergehend stark reduziert werden müssen. Dennoch wird es Bedarf geben. Aber auch hier gilt: Alle Verbrauchssteuern müssen eingestellt werden, zum Beispiel die CO2-Steuer. Welchen Sinn sollten die auch haben, wenn es nur noch Bargeld als Notbehelf gibt? Insgesamt ist festzustellen: Eigentlich funktioniert die Weltwirtschaft. Nur das Finanzsystem funktioniert jetzt schon nicht mehr richtig und nach einem Zusammenbruch eben gar nicht mehr. Zum Zusammenbruch genügt der Verfall des US-Dollar und der steht im Raum. So ist jetzt schon absehbar, dass die Staaten, die sich der BRICS-Gemeinschaft angeschlossen haben, wahrscheinlich kaum Probleme haben werden, wenn das restliche System zusammenbricht.
Die Schuldenbremse ist unsinnig
Ich gehe jetzt nicht weiter auf mögliche Details einer lebensrettenden Zwangswirtschaft ein. Allerdings erinnere ich an die Regeln für den Handel mit Russland während der 1990er Jahre. Damals konnte man nur Waren nach Russland verkaufen mit einem Nachweis, dass Waren im gleichen Wert aus Russland exportiert worden sind. So konnte es nur ausgeglichene Handelsbilanzen mit Russland geben und genau so sollte es immer für alle Länder sein. Tatsächlich ist es auch so, allerdings mit zwei Ausnahmen: USA und England. Diese zwei haben für sich das Privileg reserviert, so viel Geld aus dem Nichts zu schöpfen, also einfach zu „drucken“, wie sie es gerade brauchen, um ihre Importe „bezahlen“ zu können. Hierin liegt übrigens der hauptsächliche Grund, warum das Finanzsystem zusammenbrechen muss und warum die USA überhaupt diesen irrsinnigen Schuldenberg aufbauen konnten.
Nachdem aber klar ist, dass kein (westlicher) Staat seine Schulden jemals begleichen kann, muss ich noch kurz auf die „Schuldenbremse“ eingehen. Die ist in der jetzigen Situation unsinnig. Sie zerstört den Wirtschaftsstandort Deutschland. Warum sollte man keine Schulden aufnehmen, die sowieso nicht beglichen werden (können)? Schulden, die über Kurz oder Lang durch Hyperinflation oder den Zusammenbruch des Systems einfach verschwinden, annulliert werden. Da wäre es doch viel vernünftiger, alles auf Schuldenbasis am Laufen zu halten. So, wie es die USA schon seit Jahrzehnten machen. Zinszahlungen? Die können mit weiteren Schulden bedient werden, die dann genauso „verschwinden“ werden, wie die bereits bestehenden. Tatsächlich war die Rettung des Systems 2008 und die von Griechenland genauso aufgebaut.
An dieser Stelle beleuchte ich noch kurz eine Frage, die Sie sich vielleicht schon gestellt haben. Woher sollen Menschen Geld für ihren Einkauf bekommen, die nicht mit überlebenswichtigen Tätigkeiten beschäftigt sind oder vorübergehend nicht beschäftigt sein können? Ich meine zum Beispiel die Heerscharen von Menschen, die für bürokratischem Unsinn bezahlt werden. Diese müssen einfach „Bürgergeld“ erhalten, bedingungslos. Und wenn dafür die Menge an Bargeld nicht ausreicht, muss eben einfach nachgedruckt werden. Man bedenke: Auch das Bargeld wird wertlos werden, nachdem die Chaosphase überwunden ist. Es wird neues Geld geben. Erinnern wir uns dazu an die Abläufe nach dem Krieg, als die D-Mark eingeführt worden ist.
Es kann ein Neustart in eine bessere Zukunft werden
Die meisten Menschen haben Angst vor jeglicher Veränderung. Es könnte ja schlechter werden. Es kann aber auch besser, viel besser werden! Stellen Sie sich einmal vor, wie das Leben sein kann, wenn man keine Lohnsteuer zahlen muss. Oder wenn alles – nach dem Zusammenbruch – etwa 30 Prozent billiger wird, weil nichts mehr mit Zinszahlungen belastet ist. Und genau das wird der Fall sein, wenn nach einem Zusammenbruch ein neues System gestartet wird. Und damit bin bei einem Kernpunkt: Wollen wir tatsächlich nach einem Zusammenbruch einen Neustart mit dem selben System haben, das uns in die jetzige Situation gebracht hat? Wäre nicht jetzt, kurz vor dem unausweichlichen Zusammenbruch, die Zeit, darüber zu diskutieren, wie man mit einem neuen System die Fehler des alten vermeiden kann? Wie ein System aussehen müsste, das nicht auf Schuldgeld, Inflation und Zinseszins aufgebaut ist?
Ich jedenfalls habe keine Angst vor dem Zusammenbruch, denn schlimmer, ungerechter, kann es kaum noch werden. Europa hat keine Erfahrung mit jahrzehntelangem Frieden und so hat es auch nicht lernen können, wie ein System auch in Friedenszeiten reformiert werden kann. Da kommt doch der Ukraine-Konflikt passend daher. Er wird auch für Europa der Auslöser sein, das System komplett neu aufzustellen. Sozusagen von einem Nullpunkt an. Genau aus dieser Überlegung, von einem Nullpunkt ausgehend, haben wir uns Gedanken gemacht, wie ein System aussehen müsste, dass nicht mehr dem Kapital dient, sondern dafür sorgen kann, dass es jedem, wirklich jedem, so gut wie möglich gehen kann. Ohne Schuldgeld und ohne Lohnsteuer. Ja, das ist möglich. Überzeugen Sie sich selbst davon, indem Sie „Die Humane Marktwirtschaft“ lesen. Die ist so geschrieben, dass es wirklich jeder verstehen kann. Ohne „Finanz-Chinesisch“. Bestellen Sie Ihr Exemplar „Die Humane Marktwirtschaft“ direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.
Ach ja, ein Zusammenbruch des Finanzsystems könnte zu einer längeren Friedensperiode führen, weil die Staaten dann kein Geld haben, um Kriege zu führen. Mit der Humanen Marktwirtschaft wird es auch so sein, und zwar auf „ewig“.