Flughafen Berlin – ein systemischer Saustall
Von Peter Haisenko
Wer kann sich noch an die gewerkschaftseigene Supermarktkette „Konsum“ erinnern? Die wurde dann umfirmiert in CO OP und fand in den 70ern ihr Ende, ein Jahr nachdem ein gewisser Herr Ruhnau das Ruder übernommen hatte. Das SPD-Mitglied Ruhnau war dann Staatssekretär, bevor er 1982 den Vorstandsvorsitz der Lufthansa zugewiesen bekam. Obwohl Herr Ruhnau mit diversen Ehrungen überschüttet worden ist, war auch sein Wirken bei der Lufthansa für Insider mehr als zweifelhaft. Manche glauben auch heute noch zu wissen, dass dem bei CO OP insolvenzgestählten Beamten die Aufgabe zugedacht war, die Lufthansa ebenfalls in die Insolvenz zu führen. Öffentlich zugegeben hat er jedenfalls, dass er mit seiner Politik die Gehaltsstrukturen der Lufthansa-Piloten schleifen wollte.
Die Lufthansa hat er nicht geschafft – Dank des besonders motivierten Personalkörpers der qualifizierten Lufthanseaten. Nach seinem eher unrühmlichen Ausscheiden aus dem Lufthansa-Vorstand suchte man eine neue Aufgabe für den Mann mit besonderen Fähigkeiten. Die war nach der Wende schnell gefunden. Von 1991 bis 1996 war er im Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafen Holding GmbH massgeblich an der Planung für den Berliner Grossflughafen beteiligt. Im Rahmen dieser Aufgabe zeichnete er verantwortlich für diverse Grundstücksfehlspekulationen, bei denen einige Milliarden versenkt worden sind.
Besonders fatal wirkt sich allerdings bis heute seine unzulängliche Anfangsplanung für den Berliner Grossflughafen aus. Herr Ruhnau hat eine Planung hinterlassen, die bestenfalls für eine Stadt wie Düsseldorf ausgereicht hätte, jedoch niemals für den Flughafen der Hauptstadt der größten europäischen Volkswirtschaft. Alle fortan Verantwortlichen standen vor dem Problem, diese kleinliche Planung weiter zu führen, obwohl immer wieder festgestellt werden musste, dass die Planung von Anfang an zu klein war.
Im Gegensatz zum Münchner Flughafen, dessen großzügige Planung reduziert worden ist, musste in Berlin Anbau auf Anbau zur Planung angefügt werden. Vielleicht ist es dem für mich unverdienten Renommee des Herrn Ruhnau geschuldet, dass niemand gewagt hat, seine untaugliche Planung komplett dahin zu werfen, wo sie hingehört hätte: Auf den Müll. So stehen wir heute mit einer Bauruine da, die am besten komplett abgerissen und von Grund auf neu geplant gehört. Nicht, dass ich die „Leistungen“ der Verantwortlichen der letzten Jahre loben will, so lag doch das Hauptversagen darin, nicht rechtzeitig den Mut oder den Sachverstand zu zeigen, die Fehlplanungen des Herrn Ruhnau und seiner Crew grundsätzlich zu revidieren.
Mir stellen sich einige grundsätzliche Fragen. Warum werden Leute, die sich wegen ihrer bisherigen Lebensleistung als ungeeignet erwiesen haben, mit solchen Aufgaben betraut? Warum werden gute Leute abgeschossen und durch willfährige Luschen ersetzt, wie es im Fall Rohwedder und Birgit Breuel geschehen ist? Warum werden Politiker mit Aufgaben betraut, mit denen sie überfordert sind anstatt erfahrenen Fachleuten die Verantwortung zu übergeben? Warum werden überhaupt kostspielige Ausschreibungen durchgeführt, wenn jeder weiß, dass die abgegeben Angebote niemals eingehalten werden? Könnte es sein, dass das Chaos bei deutschen Grossprojekten politisch gewollt ist? Dazu sollte man sich ins Gedächtnis rufen, was der SUNDAY CORRESPONDENT anlässlich der drohenden Wiedervereinigung Deutschlands am 16. September 1989 geschrieben hat:
Da werden sich nicht nur die Briten ganz schön ins Fäustchen lachen, angesichts der Imageschäden für Deutschland als Wirtschaftsnation, die durch den Berliner Flughafen, Stuttgart 21 und die Hamburger Elbphilharmonie entstanden sind. Ist es nun schlichte Unfähigkeit, oder vielleicht geplante Selbstdemontage? So oder so, die Verantwortlichen gehören bestraft und nicht mit Millionenabfindungen belohnt. Wer Milliardenschäden verursacht, sollte das Leben unter Hartz IV-Bedingungen kennen lernen, wie es jedem anderen gescheiterten Hasardeur widerfährt.
Ich will nicht verheimlichen, dass ich durchaus Projekte kenne und bewundere, die sich durch wirklich vorausschauende Planung auszeichnen und über Generationen ihre Aufgabe mehr als erfüllen. Zum Beispiel die Münchner Wasserversorgung. Geplant und gebaut für eine Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern, kann sie eine Einwohnerzahl von mehr als einer Million versorgen. Diese Planung und der Bau ist vor 150 Jahren durchgeführt worden. Daran sollten sich die Kleinkrämer heute ein Beispiel nehmen, anstatt nur auf den nächsten Wahltermin und ihre Pension zu schielen oder auf den nächsten Quartalsbericht.