Irrungen und Wirrungen um die Elektro-Mobilität
Von Hans-Jörg Müllenmeister
Rosstäuscher der Politik gängeln zunehmend die Bevölkerung durch grüne pseudo-ideologische Verordnungen, Verbote und Steueranhebungen. Die in die Irre führende Klimadebatte verstärkt den Hype um das wohlfeile CO2-Feigenblatt. Einer der heißdiskutierten Dauerbrenner ist die E-Mobilität. Effiziente und ökologische Energieträger sind unerlässlich für das Gelingen der Energiewende. Andere Alternativen sind offensichtlich kaum mehr im Rennen. Wie ist dazu die derzeitige Faktenlage, wo liegen die Schwachpunkte?
Der Hype um die politisch inszenierte E-Mobilität scheint mir völlig absurd. Wie will man allein die immense Leistung im Giga-Watt-Bereich an den „Zapfsäulen“ für Millionen Autos bereitstellen? Zumal man ja künftig ganz auf die Energielieferer Kohle und Kernkraft verzichten will. Und man bedenke, dass eine 7 kg schwere Batterie-Einheit gerade mal 1 kWh zu speichern vermag. Für 500 km Fahrstrecke muss das E-Auto also insgesamt eine Tonne an Batterien mitschleppen.
Sinnvoller scheint m. E. die Brennstoffzellen-Technologie. Trotzdem setzen die deutschen Autobauer anscheinend voll auf die E-Mobilität aus Lithium-Batterien. Wird allein dieser Irrsinn vom Staat subventioniert? Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Wir, die Bürger unseres Staates, bürgen damit für den Subventionswahn unserer Politiker. Klopfen wir einmal im Folgenden die Konkurrenten der Antriebstechnik „Lithium vs. Wasserstoff“ auf ihre Tauglichkeit ab.
Die Hype-Metalle Lithium und Kobalt sind extrem schädlich für die Umwelt
In einem aktuellen Lithium-Ionen-Akku der 50-kW-Klasse mit einer Reichweite von rund 300 Kilometer stecken etwa 11 kg Kobalt, 10 kg Mangan, 32 kg Nickel und etwa 6 kg Lithium. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Lithium – in der Medizin als Anti-Psychotika verabreicht – schon einmal gegen manische Episoden (bipolare Störung) eingesetzt wurde und wird. Dieses Phänomen setzt sich fort bei hohlköpfigen Politikern um den Hype „Klimawandel“, Stichwort Dekarbonisierung. E-Automobile müssen her, koste es, was es wolle.
Allein die Lithium-Extraktion aus den chilenischen Salzseen der Atacamawüste raubt den dortigen Bauern ihren angestammten Boden, vergeudet riesige Mengen kostbaren Wassers (22 Millionen Liter an einem Tag) und verschmutzt das Grundwasser. Lebensräume werden zerstört. Indes, die Nachfrage nach Lithium wächst. 2016 benötigte man bereits für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien 54.000 Tonnen Lithium.
Kobalt, das zweite Hype-Metall, ist mit nur 0,004 Prozent ein seltener Gast der Erdkruste. Die weltweit bekannten Kobalt-Erzlagerstätten liegen in der Demokratischen Republik Kongo und in Sambia. Hier schürfen Kinderhände das Erz mühsam aus dem Boden für uns, die „Grünspechte“ der Ersten Welt. In rund einem Jahrzehnt soll sich der Bedarf an Kobalt verfünffachen. Dagegen erfand Mutter Natur einen genial sparsamen Einsatz. So bildet ein zwei- oder dreifach geladenes Kobalt-Ion das Zentralatom des komplexen Vitamins B12, dem Cobalamin. Das ist der einzigartige Kobalt-haltige biologische Naturstoff!
Den Energiebedarf von Millionen E-Autos können regenerative Anlagen nicht liefern
Um ein E-Auto wieder aufzuladen, muss es für sieben Stunden an eine Ladestation mit einer Leistung von 20 Kilowatt verweilen. Für diese Leistungen ist aber eine Hausinstallation nicht ausgelegt. Bei weiteren Ladestationen in unmittelbarer Nähe sind neue Installationen im Niederspannungsbereich erforderlich. Diese benötigen viel Kupfer, also größere Leitungsquerschnitte – und viel Geld. Das Ganze geht nicht ohne den Amtsschimmel, also nicht ohne eine behördliche Genehmigung. Abenteuerlicher wird es bei Schnellladestationen: Um in 10 Minuten einen 100-kWh-Akku aufzuladen, bedarf es einer eigenen Trafostation.
Wenn 40 Millionen E-Autos in Deutschland im Mittel nur mit einer Leistung von je einem Kilowatt aufgeladen werden, bräuchte man dazu eine Gesamtleistung von 40.000 Megawatt, also etwa 40 große Kraftwerke. Da nachts der Gesamtstrombedarf geringer ist, könnte das Aufladen vorwiegend nachts geschehen – ohne Sonnenschein und meist auch ohne Wind. Daher kann die Hälfte des Strombedarfs zum Aufladen der Autobatterien aus den vorhandenen konventionellen Kraftwerken kommen. Allerdings müssten dafür 20 neue große Kohlekraftwerke entstehen, denn es ist schier unmöglich, die für Elektroautos benötigte Energie allein durch regenerative Anlagen als Ökostrom bereit zu stellen. Das geht den Öko-Fanatikern und Umwelt-Ideologen nicht in ihr Spatzenhirn.
Auf den ersten Blick könnte das Elektroauto – trotz des eklatant hohen Strompreises in Deutschland – im Energieverbrauch mit den Verbrennungsmotoren mithalten. Der Casus cnactus sind die enorm hohen Herstellungskosten für die Batterien. Für den Verkaufspreis muss man etwa 500 Euro je kWh ansetzten. Bei einer Großserienproduktion könnten sich diese Kosten halbieren. Eine Autobatterie mit 140 kWh Kapazität kostet also mehr als 30.000 Euro. Diese gibt aber nach etwa sieben Jahren ihren Geist auf, und das nach einer Fahrleistung von 15.000 km im Jahr. Angemerkt: Für die Herstellung einer Lithium-Batterie mit einem Ladevermögen von 1 kWh wird die 500-fache Primärenergie benötigt!
Ammoniak: Vielversprechender „grüner“ Energieträger
Ammoniak als „grüner“ Wasserstoff-Speicher könnte sogar global als Energiespeicher von „grünem“ Strom dienen und bei Bedarf – gespalten in Wasserstoff und Stickstoff – in Brennstoffzellen wieder zu Energie umgewandelt werden. Aus Ammoniak lässt sich nämlich hocheffizient Wasserstoff herstellen. An solchen Prototypen forschen derzeit deutsche Wissenschaftler.
Heureka, offensichtlich haben sie's gefunden! Deutsche Wissenschaftler sind doch nicht so einfältig wie es scheint. Neulich haben sie eine epochale Lösung vorgestellt: den sogenannte Ammoniak (NH3)-Cracker. Ammoniak ist vielversprechend für eine nachhaltige Energieversorgung. Das zeigen die Universität Duisburg-Essen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Brennstoffzellentechnik.
In diesem Ammoniak-Cracker soll flüssiger Ammoniak NH3 durch einen Katalysator und unter Wärmezufuhr zu Wasserstoff H2 und Stickstoff N2 zersetzt werden. Der Clou: Der Cracker ist dabei direkt an eine Brennstoffzelle gekoppelt, die aus dem gewonnenen Wasserstoff wiederum elektrische Energie erzeugen kann, z.B. für den Autoantrieb. Damit ließen sich sogar auch „klimaschädliche“ Dieselaggregate ersetzen und auch ein Antriebssystem für riesige Containerschiffe käme dafür infrage. Der enorme Vorteil für die Umwelt: Das erzeugte Abgas besteht nur aus Wasser, Stickstoff und Sauerstoff. Keine Spur von CO2.
Ein zukunftweisendes Szenario stellt die Erzeugung von Ammoniak an Standorten dar, die für die regenerative Stromerzeugung optimal geeignet sind. Das ist dann der Fall, wenn Photovoltaik- und Windenergieanlagen an sonnen- oder windreichen Tagen sehr viel Strom ins Netz einspeisen würden, der Bedarf aber gleichzeitig gering ist. Damit fungiert Ammoniak als weltweit handelbarer „grüner“ Energieträger. Ammoniak-versorgte Brennstoffzellenlösungen können als Speichersysteme für Wasserstoff bzw. für ökologische Ressourcen (Wind- oder Sonnenkraft) fungieren und damit einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten. Zudem ist Ammoniak recht günstig aus den leicht zugänglichen Ressourcen Stickstoff und Wasser herstellbar.
Fazit
Wir Deutsche sind auch nicht dümmer als andere. Klar, da ist etwas im totalen Umbruch, und gewaltige sinnvolle Innovationen wären fällig. Die einseitige Forderung nach Elektro-Autos ist ein teurer Marsch in eine Sackgasse. Der Politik ist anzuraten, sich in Zukunft nicht nur auf die reine E-Mobilität zu kaprizieren. Die Chinesen haben das längst begriffen und rudern wieder zurück in andere, teils erprobte Fahrwässer: Wasserstoff, Hybrid, Diesel.