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Geheimsprache der Pilze - Nicht reden, sondern handeln

Von Hans-Jörg Müllenmeister

Von manischer Erkundungssucht getrieben, strebt der Mensch zu immer ferneren, unbekannten kosmischen Welten. Erst jetzt beginnt die Grundlagen-Forschung intensiver auch im Nahbereich den rätselhaften Geheimnissen verborgener Mikrowelten nachzuspüren. Und das nicht ohne Grund. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse ließen sich als Lerneffekt auf unser inzwischen erkaltetes Gemeinwohl übertragen. Zum Nutzen aller.  

Eine dieser rätselhaften Schätze, die der Entschlüsselung harren, ist die Geheimsprache des unterirdischen Pilzgeflechts, dem Myzel. Um es weiter zu fassen, auch unsere Körperzellen kommunizieren lebhaft untereinander. Auch sie tauschen ständig Informationen aus. Um des Lebens Willen. 

Der entschlüsselten Pilz-Sprache einen ersten Schritt näher  

Das junge, interdisziplinäre Forschungsgebiet der Pflanzen-Neurobiologie entschlüsselt erst in jüngster Zeit die Geheimsprache der Pflanzen. Biologen untersuchen, wie Pflanzen Umweltreize wahrnehmen und darauf reagieren. Die „grünen Bauchredner“ kommunizieren zweisprachig, sie verarbeiten Signale sowohl auf elektrischer, als auch auf molekularer Ebene.

Und wie sieht es im eigenen Großreich der Pilze aus? Sie blicken ja auf Jahrmillionen ihrer Evolution zurück und sind seit jeher mit allen Ökosystemen vernetzt. Sind sie die wahren polyglotten „Uralt-Sprachler“ unseres Planeten? 

Dass elektrische Impulse und auch Nährstoffe über die fadenförmigen Zellen von Pilzen wandern, ist ja bereits bewiesen. Tieflotende Einblicke in die Kommunikation mit ihren Artgenossen, aber auch mit anderen Lebewesen, gab es bisher nicht. Die Frage, ob Pilze wirklich miteinander kommunizieren, blieb bisher unbeantwortet. Genau dieses Verhalten hat jüngst der Informatiker Andrew Adamatzky der University of the West of England in Bristol erkundet. Seine Forschungsobjekte waren u.a. Geisterpilze, Split-Kiemenpilze und Raupenpilze. 

Sprachanpassung, Sprachvarianten

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Kommunikationssystem der Pilze komplex und vielfältig ist. Jeder Kommunikationsprozess, also die Informationsübertragung erfordert drei notwendige Komponenten: Den Absender, die Nachricht selbst und einen Empfänger, der die Nachricht versteht. Diesen „Dreiklang“ stattet die Natur mit unterschiedlicher Komplexität aus: Angefangen von zellulären Lebewesen ohne Zellkern (Prokaryote) bis hin zu höheren Lebewesen, die einen Zellkern besitzen (Eukaryoten). 

Einzellige Hefepilze tauschen über chemische Botenstoffe, etwa Peptide, Alkohole oder Lipide Informationen aus. So können sie erfassen, wie viele Zellen in ihrer Nachbarschaft leben, also wie hoch die Dichte ihrer Lebensgemeinschaft ist. Überschreiten die Botenstoffe einen bestimmten Schwellenwert, schalten diese Gene an oder aus. So kann die Gemeinschaft koordiniert handeln, wenn für sie die Umweltbedingungen günstig sind. Das erinnert an die Schwarm-Intelligenz der Vögel oder der Fische. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Kommunikationssystem der Pilze komplex und vielfältig ist. Es ermöglicht ihnen, effektiv auf ihre Umgebung zu reagieren und mit andern Organismen zu interagieren. 

Manche Pilze bilden auch Lockstoffe, die Pheromone. So können sie etwa mit Bienen „ins Gespräch“ kommen, um ihre Sporen besser zu verteilen. Die Pilzsporen reisen dann mit den bestäubenden Bienen als blinde Passagiere von Blüte zu Blüte. Damit erschließen sich die Pilze neue Habitate. Derzeit wird daran geforscht, mit diesen Lockstoffen gezielt Hochleistungs-Pilzstämme zu züchten für die industrielle Herstellung von Enzymen oder Biotreibstoffen. 

Kurzer Einblick in die Kommunikation der Pilze 

Der Forscher Adamatzky vermutet, dass sich die Pilze über elektrische Signale mit verschiedenen Spannungsspitzen und Dauer ihrer Signale mit ihren Myzel-Netzwerken unterhalten. Er verglich diese Amplituden-Muster mit der menschlichen Sprache. Auffällig ist, dass sich die Maxima – zu Silben und Wörtern gruppiert  – ähnlich aufgebaut sind wie der Satzaufbau der menschlichen Sprache. Die Amplituden-Muster der elektrischen Signale sind aktiv zwischen einer Stunde bis zu 21 Stunden und variieren zwischen 0,03 bis 2,1 mV (Millivolt). Keinesfalls sind die Muster dieser „Zeitlupensignale“ zufälliger Natur; sie repräsentieren eine Form der Kommunikation. Vielleicht lassen sich in weiteren Studien sogar mögliche grammatikalische Konstrukte erkennen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Pilze auf mechanische, chemische und optische Reize reagieren, indem sie darauf die Muster ihrer elektrischen Aktivität ändern.

Erstaunlich, der Spaltblättling und der australische Geisterpilz haben den größten „Wortschatz“ von allen Pilzen. Sie nutzen bis zu 50 „Wörter“. Außerdem verfügt der Geisterpilz über die Gabe einer ausgeprägten Biolumineszenz, also die Emission von kaltem, sichtbarem Licht wie ein Glühwürmchen, das ja eigentlich ein Leuchtkäfer ist. 

Zu guter Letzt sei angemerkt: Wohltuend wäre es, wenn das wirre Gebrabbel im Berliner Quasseltempel nur annähernd so zielgerichtet und konkret verliefe, wie die dezidierte Kommunikation unter Pilzen. Um des Volkes Willen.

Schon in der Bergpredigt heißt es: Eure Rede aber sei Ja, Ja, Nein, Nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Pilze: Biologische Wunderwaffen des Lebens, aber auch Gefahrenbringer

Pilze, die drittgrößter Biomasse auf Erden, bilden eine faszinierende eigene Lebensgemeinschaft. Ohne diese ein- bis mehrzelligen Biofabriken würde kaum ein Ökosystem auf Erden funktionieren. Diese vielbegabten Tausendsassas kommunizieren, manipulieren, heilen, recyceln und töten. Lassen Sie sich nicht von den leckeren Fruchtkörpern der Speisepilze ablenken, denn ihr eigentliches Reich lieg tief verborgen unter der Erde. Ihr Myzel, ein unterirdisches Netzwerk, kann sich über mehrere Quadratkilometer erstrecken. Pilze blicken auf eine acht Millionen Jahre alte Evolution zurück und helfen vor allem gegen tödliche Krankheiten. Ein Hefepilz aus ihren Reihen — Candida auris — bringt neuerdings eher den schnellen Tod als bleibende Gesundheit. Die Alleskönner zersetzen z.B. Mikroplastik und Ölteppiche, überstehen Atomkatastrophen und passen sich an eine lebensfeindliche Umgebung geschickt an. Kurz, Pilze sind nützlich und gefährlich zugleich: Sie sind Geheimnisträger der Urzeit und gleichermaßen Lebensretter und Bestatter des Lebens. 

Der größte und schwerste Organismus auf Erden

…ist nicht etwa der Blauwal mit seinen 180 Tonnen, sondern ein Hallimasch, ein lumineszierender Blätterspeisepilz, den man erst vor Jahren im National Forest of Oregon entdeckte, da er ja seine Fäden (Myzel) im Verborgen tief im Waldboden zieht. Biologen wiesen seinen zusammenhängenden Organismus genetisch nach, der sich über eine Fläche von über zehn Quadratkilometern ausdehnt. Sein Hyphen-Wurzelwerk wiegt an die 600 Tonnen. Es ist damit mehr als dreimal so schwer wie ein Blauwal. Die Forscher schätzen das Alter des Monsterwesens auf 8.500 Jahre. Und den im ältesten Gestein erhaltene Pilzkörper entdeckten Forscher in Brasilien. Dieser fossile Pilzkörper ist 115 Millionen Jahre alt.

Pilzgeflechte in Gemeinschaft mit Baumwurzeln

Seit Ur-Zeiten besteht eine Lebensgemeinschaft zwischen Bodenpilzen und den Pflanzenwurzeln, die miteinander in Symbiose leben. Der Waldboden birgt ein weit verzweigtes Geflecht aus den fadenförmigen Zellen (Myzel) der Pilze, die wie ein Wärmetauscher die Wurzeln der Bäume (Mykorrhiza) umspinnen. Die vernetzte Unterwelt entsorgt und pflegt den Waldboden, baut Zellulose ab, hält den Kreislauf des Lebens in Schwung und macht den Weg frei für neues Wachstum. Mehr noch, das Pilz-Baumgeflecht kann ganze Wälder vernetzen und ermöglicht den Bäumen, miteinander Informationen auszutauschen. Forscher stellen allerdings fest, dass die Mär vom „Wood Wide Web“ (die Datenautobahn) übertrieben ist, also die Rede von den unterirdisch kommunizierenden Pilz-Netzwerken. 

Nährstoff-Austausch

Die Mykorrhiza (griech. Pilzwurzel) ist ein Transportgeflecht, dass einen Nährstoff-Austausch zwischen Baum und Mykorrhizapilz unterhält. Der Baum gibt sein Photosynthese-Produkt Zucker an den Pilz ab. Genauer gesagt, spaltet der Baum den Zucker durch seine Enzyme. Die Fructose behält er für sich, die Glykose bekommt der Pilz-Partner. Dieser entnimmt mit seinen feinen Fäden selbst aus den kleinsten Bodenporen vor allem Stickstoff und Phosphor, das er im Gegenzug dem Baum anbietet. Das sind wichtige Nährstoffe für das Wachstum. Ein weiterer Vorteil: Durch das weit verzweigte Hyphengeflecht können die Pilze auch Nahrung aus größeren Entfernungen heranschaffen.

Forschungen zeigen, dass die Bäume das Netzwerk ihrer symbiotischen Partner auch dazu nutzen, um die Bäume in ihrer Nachbarschaft über drohende Schädlingsangriffe zu warnen. Dazu  leiten sie chemische Signalstoffe über das Wurzelsystem an die Nachbarn weiter. Dadurch gewarnt, sind diese in der Lage in weniger als sechs Stunden eine Verteidigungsstrategie vorzubereiten.

Mykorrhizierte Bäume haben nachweislich gegenüber Stressfaktoren eine erhöhte Toleranz. So sind sie gegenüber Frost weitaus weniger anfällig. Zudem halten die winzigen Untertagearbeiter wie ein Filter Schwermetalle und selbst radioaktive Substanzen zurück, die sonst der Baum zu verkraften hätte. Der Nachteil ist aber, dass sich die Schwermetalle in den Pilzfruchtkörpern anreichern (Stichwort Cäsium 137, Reaktorunfall Tschernobyl 1986). 

Pilz-Symbiose-Gemeinschaft mit Termiten

…, denn Termiten betätigen sich Millionen Jahre vor den Menschen als Landwirte dank ihrer einzigartigen Symbiose-Partner, den domestizierten Pilzen der Gattung Termitomyces. Sie erschlossen sich damit neue Lebensräume und trotzen landschaftlichen Veränderungen. Schwer verdauliche zellulosehaltige, pflanzliche Kost wie Holz können Termiten nicht selbst verdauen, deshalb nutzen sie einen Vorverdauungstrick: Sie züchten besagte Pilze, die statt ihrer die Zellulose erst einmal aufspalten zu einfachen Zuckermolekülen. Davon ernähren sich dann die Termiten. Damit die Pilze optimal gedeihen, legen diese Insekten in ihrem Bau Gärkammern als Pilzgärten an, wohltemperiert und mit einer optimalen Luftfeuchte von 90%.

Birkenporling, der heilende Pilz aus der Steinzeit

Dieser Birken-Parasit gehörte jahrtausendelang zu den am meisten genutzten Heilpilzen und geriet in den letzten hundert Jahren zunehmend in Vergessenheit. Weitgehend unbekannt ist das Geheimnis um die heilende Wirkung seiner Inhaltsstoffe. So soll ein Sud aus seinem Fruchtfleisch nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch ein wirksames Naturmittel gegen verschiedene Krebsarten sein. Früher wurde der Birkenporling als Nadelkissen, zum Papierschöpfen und auch im Arzneibereich (Magen-Darmerkrankungen) genutzt. Schon Ötzi, die 5.000 Jahre alte Eis-Mumie aus der späten Jungsteinzeit, trug einen Birkenporling bei sich, mutmaßlich zur Wundheilung. Nachfolgend stellen wir zwei herausragende Vertreter aus dem Reich der Pilze vor. 

Ur-Heilkraft des Chaga-Pilzes

Der Schiefe Schillerporling, namentlich der Chaga-Pilz, ist der Genius aus dem Riesenreich der Pilze. Seit Jahrtausenden therapieren russische Schamanen aus Sibirien erfolgreich mit seinen Auszügen. Das manische Verlangen der Pharmagewaltigen, die Fülle seiner komplexen Wirkstoffe zu isolieren oder gar synthetisch nachzubauen, ist vergebens. Auch ein Schweizer Uhrwerk kann man nicht mit Hammer und Meißel sezieren oder gar nachbauen, wohl aber lässt sich damit der Chaga-“Fruchtkörper“  von seinem Birkenstamm abernten. Der „egoistische“ Pilzpirat entzieht als Todesengel über Jahre seiner Pilz-trächtigen Birken-Mutter ihre Nährstoffe, nicht aber dem Waldboden wie andere Pilze, die mit ihrem Baumwirt eine symbiotische Gemeinschaft pflegen. 

Auf die Fülle der Ingredienzen aus seinem Heilspektrum sei hier bewusst nicht eingegangen. Nur soviel: Der Heilpilz hält über 1.600 antibakterielle, Leber-unterstützende, entzündungshemmende und antioxidative Wirkstoffe versteckt. Seine einzigartige Palette an gesundheitsdienlichen Phyto-Nährstoffen und immunaktivierenden Verbindungen verblüfft die Wissenschaft. Allein der Komplex an Huminsäuren könnte für die Anti-Krebs-Eigenschaften verantwortlich sein, ebenso als Antiviralstoff und alternatives Antibiotikum. Genius Chaga-Pilz ist das bisher stärkste bekannte Antioxidans der Welt! Und sein Heilkraft-Spektrum umfasst z.B. Krankheiten des Magen- und Darmtrakts, Leberleiden, Diabetes, Schuppenflechte, Bluthochdruck und Krebs-vorbeugenden Therapien.

Deshalb findet das sesshafte Waldwesen aus der Natur-Apotheke zunehmend Eingang in die europäische Naturheilkunde — flankiert von neuen wissenschaftlichen Studien, die ihre heilsame Wirkung bestätigen. Man fragt sich aber, warum gerade Pilze so viele wertvolle organische Wirkstoffe bergen. Nun, weil sie so verletzlich sind, sich nicht, wie viele Pflanzen, mit mechanischen Waffen, dornenbespickt und dickrindig gegen Fressfeinde wehren können. Im Laufe der Evolution lernten die Pilze zu kooperieren und chemische Keulen gegen ihre Fressfeinde zu schmieden: entweder mit bitter schmeckenden oder gar giftigen Substanzen. 

Der tibetische Lustbringer, der Raupen-Pilz Yarshagumba 

In sexsüchtigen Partykreisen in New York wiegen Salonlöwen diesen Zauberpilz, bei uns Cordyceps genannt, regelrecht mit Gold auf. Na, Sie ahnen es schon. Und der Pilzpreis steigt weiter mit „anschwellender“ Gier der Impotenten. Gerade läuft ein „Dreibein“-Experiment, ob der Raupenpilz wirklich so potenzsteigernd ist oder ob da ein Placebo-Effekt mitspielt. In diesen verrückten Kreisen ist wahrhaftig ein Hype ausgebrochen, nicht weit weg von der einstigen Tulpen-Hausse im 17. Jahrhundert. Besagter Pilz ist aber mehr als ein Lustbringer, er ist eine pharmakologische Allzweckwaffe. Forschungen zeigten, dass er gegen Krebs und Viren wirkt. Daneben beobachtete man immun- und Cholesterin-regulierende sowie antioxydantierende Effekte. Was seine Wertschätzung betrifft, stellt dieser Schlauchpilz sogar seinen ebenso, aber unterirdisch wachsenden begehrten Nachtschatten-Bruder, den Trüffel, weit in den Schatten. Und nicht nur das. Auch die Wunderpille Viagra gerät gegen ihn ins Abseits. Dabei sagte man schon allein dem Trüffel vor 2.000 Jahren eine aphrodisierende Wirkung nach. 

Kurios: Während der Trüffel eine Symbiose mit seinem Pflanzenwirt eingeht, nistet sich der Raupenpilz als Parasit im Körper einer Raupe ein und frisst diese genüsslich von innen langsam auf. Dieses Parasitentum ist komplex und nachzulesen im Beitrag „Pilz-Viagra aus dem Himalaya, teurer als Gold“. 
https://www.anderweltonline.com/wissenschaft-und-technik/medizin-und-gesundheit/pilz-viagra-aus-dem-himalaya-teurer-als-gold/ 

Pilz-Vorkommen finden sich im Hochplateau des Himalaya in Höhen zwischen 3.000 bis 5.000 Metern. Tibetische Hirten graben die begehrten Gewächse auf den Knien rutschend aus dem Erdreich. Jährlich kommt so ein Sammelgut von 100 bis 200 Tonnen zusammen. Das entspricht etwa 300 bis 600 Millionen Pilzen. Bezogen auf das zuvor besprochene größte Pilz-Lebewesen in Oregon, ist das in der Summe eine enorme Sammlerleistung. Inzwischen ist der Lustbringer die Haupteinnahmequelle der Bewohner des tibetischen Hochlands. Das Ergebnis darf ich schon einmal vorweg nehmen: Der Naturpilz wird sicherlich weit abgeschlafft hinter der offiziellen Wirkung von Viagra liegen. Schließlich will die Pharma-Zunft nur ihre eigenen synthetischen „Steifmacher“ an den Mann bringen. Dabei wissen die in den Hochebenen Tibets lebenden Yaks instinktmäßig längst um die stärkende Wirkung des Pilzes: Während ihrer Brunftzeit graben diese Rinderkraftprotze den schmackhaften Lustpilz aus, um nach seinem Verzehr mächtig in Wallungen zu geraten. 

Zu guter Letzt in Stichworten gefasst: Der Lustgarant kann weitaus mehr: Er schützt Leber und Niere, wirkt positiv auf Herz und Hirn, verbessert den Glukose-Stoffwechsel und den Diabetes, ist hilfreich bei Krebs-Therapie, hilft bei Rheuma und Immunschwäche und übt einen positiven Einfluss auf das Immunsystem aus. 

Jüngst: Der resistente Hefepilz Candida auris breitet sich weltweit aus 

Dagegen nimmt sich der berüchtigte Grüne Knollenblätterpilz verhältnismäßig bescheiden aus: Der nur etwa drei Mikrometer große Hefepilz Candida auris („auris“ lat. für Ohr) wurde erstmals 2009 bei einer Patientin in Japan beschrieben, die eine Infektion im Innenohr mit diesem schwer zu identifizierenden Erreger hatte. In kritischen Fällen tritt C. auris in die Blutbahn (Candidämie, Hefepilz-Nachweis im zirkulierenden Blut). Von dort aus breitet sich der Pilz im ganzen Körper aus. Das verursacht lebensbedrohliche Infektionen in den Organen und Körpergeweben. Zur Beruhigung sei vorab gesagt: Menschen mit intaktem Immunsystem sind gegen diesen gefährlichen Pilz-Neuling gewappnet. C. auris kann zwar symptomlos die Haut besiedeln, dringt aber nicht in den Körper ein. Ganz anders sieht das allerdings bei Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem aus. Die sogenannte nosokomiale Infektion geschieht dann sehr oft durch eine medizinische Behandlung (etwa bei Herzkatheder oder künstlichem Darmausgang) in Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Altenheimen. Die immer kluge WHO schätzt die Sterblichkeit auf 50%. Genau, denn entweder man stirbt daran, oder man bleibt am Leben.

Die Crux ist: Der Hefepilz ist resistent gegen alle gängigen Antimykotika (Wirkstoffe gegen Pilze). Man kann ihn sehr schwer identifizieren, höchstens mit einem speziellen Massenspektrometer. Es gibt bisher keinen zugelassenen Impfstoff gegen C. auris, der sich z.Zt. global effizient ausbreitet und sogar von Mensch zu Mensch übertragen wird. Inzwischen identifizierte man aus humanen Proben C. auris in mehr als 30 Ländern. Die Zahl der Infektionen mit C. auris steigt in den USA: Die Fallzahlen verdoppelten sich im Vergleich der Jahre 2020 und 2021. Noch gibt es in Deutschland nur Einzelfälle. Schon jetzt dürfte ein Herr Lauterbach erwartungsvoll mit den Füssen scharren. Übrigens können überhaupt nur wenige der insgesamt fünf Millionen Pilzarten beim Menschen Krankheiten verursachen. Klima-Ideologen vermuten, dass der anpassungsfähige Hefepilz dank seiner höher gewordenen Temperaturtoleranz, den 37 Grad „heißen“ Mensch gern besiedelt.

Makaber, aber so ein totales Recycling macht nachdenklich 

Neuerdings dienen gewisse Pilzgeflechte in einem niederländischen Unternehmen als Bestattungshelfer. Hier fertigt man aus einem Pilzgeflecht Särge, lässt sie trocknen, damit die Pilze vorübergehend inaktiv ruhen. Diese weißen Gebilde sehen aus wie Styropor-Boxen. Vor dem Belegen bettet man die sterbliche Hülle auf den feuchten Moosboden des letzten Möbels. Ab da beginnen die Pilze akribisch mit ihrer biologischen Kleinarbeit; diese währt etwa drei Jahre. Danach sind alle organischen Substanzen total zersetzt, so das innovative Unternehmen. Bleibt mit Goethes Faust zu sagen: „…die Erde hat mich wieder“.  

Alle Hochachtung und mit Respekt vor der Welt der Pilze: Die Natur kann leicht ohne uns Menschen auskommen, aber keinesfalls auf das Reich der Pilze verzichten !

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