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Quam diu etiam furor iste tuus nos eludent, Habeck? Wie lange noch wird dein rasendes Beginnen uns verhöhnen, Habeck?
Von Wilfried Schuler
Nachdem die Graichen Crew lange genug Ihrer Zerstörungswut gefrönt hat, kommen nun andere Töne aus Berlin. Man will 10 GW an neuen Gaskraftwerken schaffen, die natürlich für Wasserstoff geeignet sein sollen. So soll das „Hochlaufen“ des Wasserstoff-geschäftes beschleunigt werden. So weit so schön.
Immerhin eine Botschaft, die nicht von platt machen, sondern von Aufbau redet. Die Distanz zwischen dem frommen Wunsch und den Tücken der Technik überbrückt Ricarda Lang. Sie amalgamiert das Wissen von Robert Habeck, also eine Art von Antimaterie, mit ihrer Sprachgewalt. Das hält wie eine gute Zahnfüllung und begeistert die Journalisten.
Die offizielle Verlautbarung der Bundesregierung
Deutschland soll bis 2045 ein klimaneutrales Land werden. Ein vom Bundeskanzler im Ausland hoffnungslos überstrapazierter Textbaustein. Die Bundesregierung schafft mit den neuen Kraftwerken die Voraussetzung, damit Stahl und Zement künftig mit grünem Wasserstoff produziert werden. Überall soll genügend Strom fließen, auch bei wenig Wind und Sonne. Fehlt nur noch das Unterhaken und das gemeinsame Absingen von „You never walk alone“
Ich will, dass jeder Bauer am Sonntag ein Huhn im Topf hat. Das sagte um 1500 Heinrich IV von Navarra. König von Frankreich. Der wusste noch, was er an den Bauern hatte.
Man fragt sich, wer sich solche Texte ausdenkt. Grüner Zement und Grüner Stahl. Wow. Mit einem Doppelwums zwei grüne Produkte als Erfolgsmeldung. Tatsächlich ist die Entwicklung von Kohlendioxid bei der Zementherstellung vom Heizmedium unabhängig. Es entsteht immer, prozessbedingt. Die Herstellung von grünem Stahl erfordert so riesige Mengen an elektrischer Energie, dass seine Herstellung in Deutschland auf absehbare Zeit nicht möglich ist. Die Hüttenindustrie wird nach Übersee verschwinden, samt aller Fördergelder. Es wird keine Stahlherstellung in Europa mehr geben.
Einige Worte zu Wasserstoff Kraftwerken
Die sehr hohe Verbrennungstemperatur des Wasserstoffs beansprucht jede Heizungsanlage außerordentlich. An besonders exponierten Stellen, wie den Spitzen der Turbinenschaufeln, kann Wasserstoff bei den harschen Bedingungen Kohlenstoff aus dem Stahl herauslösen, dessen Struktur schwächen und Versprödung auslösen. Eine für Wasserstoff geeignete Großturbine gibt es bisher nicht. Meldungen zufolge hat man bei Kawasaki erste Fortschritte mit einer Beschichtung mit Titan- oder Wolframcarbid erzielt. Man wird sehen. Der Wirkungsgrad eines Gas/Wasserstoff Kraftwerks ist im besten Fall 50%. Das bedeutet, dass die Hälfte allen mühsam und aufwendig aus Übersee herbeigeschafften Wasserstoffs keinen Nutzen bringt.
Die Graichen Nachfolger stehen mit diesem Projekt ganz am Anfang. Es existieren, wenn überhaupt, nur die üblichen naiven Vorstellungen. Die Autoren erdichten rührende Geschichten über das baldige Auftauchen des Osterhasen. Ein fassbarer Plan fehlt. Sowohl terminlich als auch technisch hängt alles in der Luft. Der Strom fehlt aber bereits heute und Millionen Wärmepumpen und E- Autos drängen auf den Markt.
Die Zukunft ist düster. Eine ernste Stromkrise droht.
Bei seinem momentanen Besuch am Potomac strapaziert Scholz die Gebetsmühle, Unterstützung der Ukraine bis zum bitteren Ende. Voller Stolz verkündet er sogar, dass es nun seine Aufgabe sei Biden zu motivieren. Was für ein denkwürdiger Tag. Ein Bundeskanzler als Anführer des freien, kampfbereiten Westens. Pistorius leiert seine Sprüche, ein durchgeknallter BW General drischt Parolen. Dazu singt uns Roderich Kiesewetter kriegerische Arien aus der Oper Flak und Zimmermann. Absurd das Geschrei, Putin hätte uns das Gas abgestellt. Das hat er nicht. Aber er könnte jederzeit den verbliebenen Rest abdrehen. Und dann?
Angesichts dieser Lage müsste man verrückt sein sich vorzustellen, in diesen neuen Kraftwerken würde jemals ein Kubikmeter russisches Gas verbrannt? Die sehr ernsten Vorgänge um die LNG Terminals am Golf von Mexiko hält man so gut es geht unter dem Mantel des Schweigens. Das lässt für die Zukunft des „Freedom Gases“ aus USA nicht viel Gutes erwarten. Was, um Gottes Willen, werden diese neuen Kraftwerke verbrennen? Sofern Deutschland in einigen Jahren noch Kraftwerke bauen kann. Dieser Zusatz ist ernst gemeint.
Blick zurück ins Jahr 2010
Im Herbst dieses Jahres hatte Angela Merkel die deutschen Kernkraftwerke „gerettet“ Die „besten Kraftwerke der Welt“ Sie war die kühl kalkulierende Physikerin, die Politikerin mit Augenmaß. Das Darling der Industrie. Diese Rolle hatte sie unter ihrem später gemeuchelten Ziehvater als Bundesumweltministerin schon einmal mit Bravour gespielt. Sie hatte, vorbei an Recht und Gesetz, in kurzer Zeit riesige Mengen Atommüll in den maroden Salzstock Morsleben in Sachsen Anhalt „verstürzen“ lassen. Siehe der Bericht des "Spiegel". Ihr Versturzverfahren bedeutete, die 200 l Stahlfässer einen 15 m hohen Abhang hinunter rollen zu lassen. So liegen sie heute noch. Als eine Landesministerin Bedenken anmeldete, wurde sie zum Schweigen gebracht, später weg gemobbt. Erst ein Gerichtsurteil setzte diesem Treiben ein Ende. Morsleben schlummert bis heute als milliardenteurer, offener Sanierungsfall in Merkels geräumiger Asservatenkammer. Der Aufmerksame erkennt hier Parallelen zu späteren Aktionen. Eine einsame diktatorische Entscheidung, die mit tyrannischem Gehabe durchgesetzt wird. Nötigenfalls am Gesetz vorbei. Die Duckmäuser kuschen. Die Medien haben ihr die Aura der absoluten Kompetenz verliehen. Auch der Startschuss zur Masseneinwanderung wurde im Versturzmodus ausgelöst, genauso wie der Ausstieg aus der Kernkraft.
Die Stromkrise begann am 11. März 2011
Fukushima löste eine Massenpanik aus. Dazu ist anzumerken, dass Tsunamis in Japan seit alters her gefürchtet sind. Man findet immer wieder Markierungssteine im Land, die die Reichweite eines historischen Tsunamis abstecken. In Fukushima gab es Markierungen, die das Kraftwerksgelände als Risikogebiet auswiesen. Irgendwer hat entschieden, trotzdem zu bauen. Der Ausfall des Kraftwerkes war folglich menschliche Unfähigkeit und keine unentrinnbare Naturkatastrophe. In Deutschland gibt es keine Tsunamis. Es gab allerdings vor 700 Jahren das Magdalenen Hochwasser. Was würde heute in einem solchen Fall in Deutschland passieren? Man sollte sich deshalb vor voreiligen Feststellungen hüten. Siehe Ahrtal.
Im März 2011 wogte die Diskussion. Merkel traf die Entscheidung. Solo. Ein Wochenende, Mutti allein zu Haus. Sie kam am Montag ins Büro und verkündete Ihren Entschluss. Die Mannschaft spurte, wie immer. Keine Maus rührte sich. Die perfekte Tyrannei. Alle dann veranlassten Aktionen dienten nur noch dazu ihre irrationale, diktatorische Entscheidung zu verbrämen.
Begann in diesen Tagen eine clandestine, schwarz grüne Koalition? Es existiert ein Video, auf dem Merkel gemeinsam mit Trittin den Plenarsaal verlässt. Das Verschwörerische dieses Bildes springt ins Auge. War die Opferung der Kernkraft eine vorgezogene Morgengabe an die Grünen? Das, was als Ruck durch das Land verkauft wurde, war das verzweifelte Aufbäumen der Energiebranche und der Beginn ihres Todeskampfes. Die Kernkraft wurde geschleift. Greta und Luisa Neubauer tauchten auf, der Carboncid nahm seinen Lauf. Das Diagramm aus Wikipedia zeigt, dass die Stromerzeugung bis 2011 auf den drei Säulen Kernkraft, Kohle und Gas ruhte. Wo waren all die Leute, die das genau wussten und die Folgen absehen konnten. Sie saßen geduckt unter Ihren Schreibtischen und hatten das Licht ausgeschaltet. Eine Armee von Duckmäusern.
Der Schuster und sein Schemel
Obwohl ein Schuster nicht Physik studiert hat, weiß er, dass er an seinem dreibeinigen Schemel nicht nach Belieben ständig zwei Beine kürzen kann. Es wird zunächst unbequem und endet eines Tages damit, dass er auf die Nase fällt. Es soll Schuster geben die diese Prozedur so vornehmen, dass nach ihrem Abschied der neue Schuster den Absturz erleidet. So etwa könnte ein Satiriker die von Merkel gesteuerte Energiepolitik seit 2011 beschreiben. Nach dem Motto, „Als ich noch da war, war alles in Ordnung“. Hier findet sich sogar ein Anlass ihr ausgiebig strapaziertes Selbstlob zu analysieren. Gemäß ihrer Ansicht, die die willfährigen Reporter nur zu gern teilten, kann sie Dinge vom Ende her denken. Dieser Denkvorgang war aber beim Versturzverfahren nicht aktiviert. Auch nicht beim „Wir schaffen das“ Auftritt. Seine Disfunktionalität wurde durch die diversen sehr teuren Schadenersatzprozesse der KKW Betreiber erneut offenbar. Ein besonders krasser Fall ist die Vereinbarung, nach der die Atombranche die Verantwortung für den ewig strahlenden Atomabfall beim Staat abladen durfte. Das war ein Morsleben der höchsten Ordnung. Etwas, dass ewig Probleme bereitet, verursacht unendliche Kosten. Wer bei Verstand ist, kann sich so ein Problem nicht für ein Linsengericht andrehen lassen. Aber, das ist eine andere unendliche Geschichte für sich.
Das mit dem „Vom Ende her denken“ sollte man sich folglich als verantwortungsbewusster Akteur gut überlegen. Man kann unter Umständen zwar richtig gedacht haben, böse Zungen könnten aber dann behaupten, dass man sich vorsätzlich nicht um die Folgen seines Tuns schert. Fest steht:
Das Frakasso der Energiepolitik geht auf Merkel zurück.
Durch ihren diktatorischen Führungsstil hat sie alle anderen neutralisiert. Wer konnte es wagen, „der Physikerin“ auf dem Olymp des Wissens zu widersprechen? Folglich muss sie auch die Verantwortung tragen. Durch Inkompetenz und Verblendung hat die neue Regierung die Lage wesentlich verschlimmert. Ein Zyniker könnte behaupten, die grünen Gimpel sind in eine Falle getappt. Nun haben Sie den Kaugummi unter der Regierungsbank kleben. Mit den neu geplanten und als Fortschritt gepriesenen Kraftwerken ersetzen sie lediglich die seit 2015 insgesamt 10,6 GW der seitdem stillgelegten KKWs. Man wäre also 2033 wieder auf dem Stand von 2015. Das verkauft Habeck mit stolzgeschwellter Brust der ehrfürchtigen Presse als Fortschritt. Und er glaubt es, wenn es in der Zeitung steht. Pseudologie pur.
Ein kurzer Abriss des neuen Kraftwerksprojektes
Die elektrische Leistung wird mit 10 GW spezifiziert. Nach Lage der Dinge ist mit der Fertigstellung nicht vor 2033/2035 zu rechnen. Sollte sich die zurzeit einsetzende Deindustrialisierung fortsetzen, wäre sogar eine Situation denkbar, in der man sie nicht mehr benötigen würde.
Nach der momentanen politischen Lage wird Russland nicht klein beigeben. Und nach seinen neuerlichen Ausfällen würde Olaf Scholz als Bittsteller für Gas in Moskau wahrscheinlich abgewiesen. Erdgas wird also zur Rarität werden. Erdgas aus Holland ist Vergangenheit. LNG wird sehr knapp, vom Wucherpreis nicht zu reden. Je eine Leitung durch die Ukraine und Polen gibt es noch. Polen ist das Land, in dem ein Minister die Sprengung von Nord Stream bejubelt hat. Beurteilen Sie bitte diese Lage für sich selbst, lieber Leser.
Unter diesen Umständen müssen die geplanten Kraftwerke schnellstens ihre volle Leistung erbringen. Mangels Erdgas mit Wasserstoff. Von Anfang an.
Die Beschaffung des Wasserstoffs
Die Berechnung der Mengen ist einfach
10 GW x 7500 h/Jahr = 75 TWh / Jahr könnten diese Kraftwerke ins Netz einspeisen. Isar 2 oder Grohnde lagen bei je 10-11 TWh/a
Bei einem Wirkungsgrad der Kraftwerke von 50% wäre der Bedarf 150 TWh an Wasserstoff jährlich. Das sind als Masse ausgedrückt: 4,5 Millionen Tonnen Wasserstoff. Die derzeit in Lüderitz geplante Anlage soll ab 2030 0,3 Millionen Tonnen jährlich liefern. Das wird nicht reichen.
Damit gelangen wir zur Gretchenfrage
Wird es weltweit ab ca. 2033/2035 ein Angebot von 35 Millionen Tonnen Wasserstoff für die Ammoniak Herstellung geben? Falls nicht, ist das Kraftwerk Projekt gescheitert. Davon abgesehen, dass Deutschland nicht der einzige Nachfrager ist. Was bilden diese Leute sich denn ein? Sie selbst haben es geschafft, dass niemand mehr auf der Welt geduldig sitzt und voller Ehrfurcht auf kompetente Politiker aus Deutschland wartet.
Es wird so getan, als gäbe es weltweit Anbieter für grünen Wasserstoff. So als säßen in 20 Ländern die Firmen und warteten auf Annalena Baerbock und Robert Habeck, um ihnen preiswerten Wasserstoff zu verkaufen. Zertifiziert und ohne Kinderarbeit. Diese Anbieter gibt es nicht.
Wer seriös über Millionen Tonnen Bedarf an grünem Wasserstoff für das Jahr 2033 reden will, müsste schon längst am Tisch sitzen und mit Partnern der Lieferländer verhandeln. Und zwar über dreistellige Milliardensummen. In diesem Team müssten die Besten der Besten sitzen. Wer soll die Berliner Delegation anführen? Anton Hofreiter, Claudia Roth, oder Emilia Fester?
Dazu ein Beispiel. Die Firma Enertrag aus der Uckermark plant eine Anlage zur Herstellung von 300 000 Jahrestonnen Wasserstoff in Namibia. Dieses Pionierprojekt ist auf 10 Milliarden Euro veranschlagt. Der Baubeginn ist für 2025 geplant, die Fertigstellung für 2030. Für die weiter oben erwähnten 4,5 Millionen Tonnen Wasserstoff für die neuen Kraftwerke wäre demzufolge eine Investition von 150 Milliarden Euro nötig. Wer soll diese Anlage bauen und finanzieren?
Was wird der Wasserstoff aus Namibia kosten?
Das Enertrag Projekt nennt den Jahresausstoß der Anlage. Man legt sich sogar auf die Baukosten fest. Es ist erstaunlich, dass sich noch kein Journalist an die folgende einfache Berechnung gewagt hat.
Bei einer Abschreibung von 10% p.a und Zinsen von 5% p.a. ergeben sich jährlich.
1 000 000 000 Euro Abschreibung
500 000 000 Euro Zinskosten
300 000 000 Euro Betriebskosten ------------------------------------------------------
1 800 000 000 Euro: 300 000 000 kg = 6 Euro/kg Wasserstoff frei Hafen Lüderitzbucht.
Da es keine Anhaltspunkt dafür gibt, dass ein 10 fach größeres Projekt wesentlich kostengünstiger sein wird, im Gegenteil werden der BER Faktor und Murphys Gesetz für das Projekt in Namibia noch ihre Spuren hinterlassen. So sollten die geplanten Kraftwerke unverzüglich gebaut werden. Allerdings mit Kohlefeuerung.